Freitag, 7. März 2014

Daseinsanalyse vs. Existenzanalyse

Logotherapie (von griech. lógos „Sinn, Gehalt“ und therapeúein „pflegen, sorgen“) und Existenzanalyse (von lat. exsistere „hervor-, heraus- oder gegenübertreten, vorhanden sein“ und griech. analysis „Zerlegung“ im Sinne von Untersuchung) bezeichnen als eng miteinander verwobene Begriffe eine anthropologische Theorie und psychologische Behandlungsform, deren Entstehung auf den österreichischen Neurologen, Psychiater und Holocaust-Überlebenden Viktor E. Frankl (1905–1997) zurückgeht.
Dieser begründete in den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts einen eigenständigen Ansatz, der in besonderer Weise die geistige Dimension des Menschen in den Blick nimmt und sein existenzielles Streben nach Sinn im Leben als dessen primäre Motivationskraft betrachtet. Neben der Psychoanalyse Sigmund Freuds und der Individualpsychologie Alfred Adlers wird die Logotherapie und Existenzanalyse vielfach auch als die „Dritte Wiener Schule der Psychotherapie“ bezeichnet. Paradigmatisch wird sie der Familie humanistisch-existenziell orientierter Verfahren zugeordnet.


-> Existenzanalyse: göttliche Sinnstruktur in der Welt: V. Frankl.


Die Daseinsanalyse ist eine der Psychoanalyse nahestehende psychiatrische und psychotherapeutische Richtung, die der phänomenologischen Methode folgt und sich philosophisch vor allem an Martin Heidegger orientiert.
Die Daseinsanalyse wird wegen ihrer philosophischen Kritik am psychoanalytischen Naturalismus oft den humanistischen Richtungen der Psychotherapie zugeordnet. Das trifft aber nur ganz bedingt zu, weil vor allem die heutige Daseinsanalyse die grundlegenden Entdeckungen Freuds aufnimmt und existenzphilosophisch interpretiert.
Die Daseinsanalyse ist im deutschen Sprachraum seit 1983 vor allem von Alice Holzhey-Kunz (*1943) weiterentwickelt worden. Ausgangspunkt für diese Weiterentwicklung ist die Aufnahme von Sigmund Freuds Entdeckung, dass psychopathologische Symptome einen unbewussten Sinn haben, der mit einer analytisch-hermeneutischen Methode aufgedeckt werden kann. Holzhey-Kunz verbindet Freuds Entdeckung mit existenzphilosophischen Erkenntnissen zur conditio humana, die sie vor allem von Kierkegaard, Heidegger und Sartre bezieht. Daraus gewinnt sie eine neue daseinsanalytisch-hermeneutische Auffassung seelischen Leidens. In Abhebung von der Psychoanalyse versteht sie seelisches Leiden nicht nur als ein "Leiden an Reminiszenzen" (d.h. an unverarbeiteten Kindheitserfahrungen), sondern auch als ein "Leiden am eigenen Sein" (d.h. an Grundbedingungen menschlicher Existenz). Weil Holzhey-Kunz seelisches Leiden mit einer besonderen individuellen Hellhörigkeit für das Abgründige und Unheimliche des menschlichen Existenzvollzuges in Verbindung bringt, bezeichnet sie den seelisch leidenden Menschen auch als Philosophen wider Willen.


-> Daseinsanalyse: Scheitern von individuellen, existenziellen Sinnprojekten: Heidegger und Sartre.


Meditation


Karg ist die Wüste
wo Wasser fliesst
blühen Blumen


Karg meine Seele
wo Geist sie nährt
wächst Freude


Geheimnisvoll die Wüste
im Sand verborgen
schlummert Leben


Geheimnisvoll meine Seele
in Dunkel gehüllt
meine Sehnsucht nach Dir


Gefährlich die Wüste
wer sich verirrt
findet den Tod


Gefährdet meine Seele
aus Angst und Schuld
befreit sie Gott


Maria Broedel, Liturgie Weltgebetstag 2014 - Ägypten.

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